Zum alten Eisen sollte es keinesfalls. Davor hat es die Oldtimer-Gruppe der Feuerwehr Edenkoben bewahrt. Drei Jahre haben sie gebraucht, um den Oldie aufzumöbeln und auf seine vier Räder zu stellen. Jetzt ist der Magirus wieder fahrbereit.
Kolonnenfahrt durch die Region
Am Wochenende schlug der Zähler ein paar Hundert Kilometer mehr drauf. Hermann Schmidt und Wolfgang Acker reihten sich nämlich in die Gruppe der Oldtimer-Freunde ein, die in der Jubelfeier der Feuerwehr Auerbach einen besonderen Akzent setzten. Am Sonntag standen die historischen Fahrzeuge in Reih und Glied entlang der B 3, am Samstag fuhren sie in Kolonne 130 Kilometer durch die Region.
Sicherlich: die Löschfahrzeuge von gestern haben nicht den Komfort von heute. Doch das Herz der Liebhaber schlägt für die alten Gefährte, die Geschichte schreiben. Eine Tour ist ein besonderes Erlebnis. Nicht nur, weil die Modelle bei der Durchfahrt durch kleine Städte und Dörfer die Hingucker Nummer eins sind.
Schon äußerlich spiegelt der Deutz von 1956 mit seiner trapezförmigen Front, den geteilten Schreiben und den putzigen Wischern den Charme des "Ehemaligen". Im Inneren fühlt man sich geradewegs um die 50 Jahre zurückversetzt. In dem Modell gibt es keine Haltegurte. Auf dem Tacho sind 100 km/h zwar ausgewiesen. "Rund 80 km/h schafft er noch", verkündete Hermann Schmidt. Tatsächlich: auf der leicht abschüssigen Strecke von Kirschhausen nach Heppenheim kletterte die Anzeige fast bis zu dieser Marke hoch.
Doch bevor sich der Motor starten lässt und die Rallye-Fahrt vom Sanner-Platz aus losgehen konnte, musste das Diesel-Modell vorglühen. Hermann Schmidt drückte ein paar Knöpfe und zog Hebel, bis der Motor ansprang. Kein leises Schnurren - ab jetzt strapazierte jedes gesprochene Wort die Stimmbänder. Das Signalhorn war trotzdem nicht zu überhören.
Den Wagen zu fahren, ist Kunst. Mit Geschick, Gefühl und Kraft drückte Hermann Schmidt die Gänge ein. Nur mit Zwischengas ist das Hoch- und Runterschalten überhaupt möglich. Servolenkung war zu jener Zeit noch Zukunftsmusik. "Da braucht es schon Kraft in den Armen", sagte er in seinem Pfälzer Dialekt. Als "easy going" ließe sich zunächst die Tour bis zum Fürstenlager beschreiben. Dort standen die historischen Fahrzeuge in einem einzigartigen Blitzgewitter. Jedes fuhr vor und wurde einzeln porträtiert.
Gut gepolstert, schlecht gefedert
"Passionierte Oldtimer-Freunde fahren von Treffen zu Treffen, ausschließlich um die historischen Fahrzeuge abzulichten", wusste Edwin Fiehler, Vorsitzender der Auerbacher Feuerwehr, die sich selbstverständlich mit ihrem Opel Blitz eingereiht hatte. Der Weg über die Apfelallee zum Schönberger Sportplatz kostete Muskelkraft. Im Schritttempo versuchte Schmidt, die von den Unwettern gerissene Regenrinnen oder Schlaglöcher zu umlenken. Mit mehr oder minder gutem Erfolg. Der Deutz ist zwar gut gepolstert, aber schlecht gefedert. "Eine Schwangere hätte hier Mitfahrverbot", konstatiert er.
"So einen Weg sind wir noch nie gefahren", stellten auch die Feuerwehrleute aus Grünstadt fest, die mit einem LF 16 TS aus den 50er Jahren vorgefahren waren. Doch nach dem Treffpunkt am Schützenhaus sollte der Pfad nicht mehr so holprig werden, wohl aber durch Anstiege und Serpentinen - vor allem zwischen Lindenfeld und dem Gumpener Kreuz - zum Krafttraining werden. Und trotz der Umstände: der Charme des Historischen lockt.
Das Löschfahrzeug war eines der 15 historischen Glanzstücke, die an die Bergstraße fuhren und sich zu einer schmucken Perlenkette formierten. Aus dem weiteren Umkreis kamen sie zusammen. Sogar aus dem französischen Colmar reiste die "Sapeurs-Pompiers" an. Daniel Gringer erklärte, dass zwar das Fahrzeug Marke Renault aus den 60er Jahren stammt, die Drehleiter aber ein Modell von 1936 ist und bis 2004 noch im Einsatz war. Sie liegt auf einer Spezialkonstruktion und wird mit Hilfe eines vergrößerten "Uhrwerks" ausgefahren. Ein Zahnrad greift ins andere.
Der Feuerwehrmann erläutert den Hintergrund für die Anfertigung, für die ein Uhrmacher aus Nancy die Pläne entworfen hatte. Ein verheerendes Feuer in Nancys Altstadt hatte ihn seinerzeit dazu veranlasst. Das System ermöglicht den Brandschützern, nun auch durch enge Gassen und niedrige Torbögen zu fahren.
Für die Feuerwehrleute war die Rallye mit Aufgaben an verschiedenen Stationen verknüpft: Sägen, Schläuche ausrollen, Beile werfen oder auf Zentimeter genaues Stoppen des robusten Fahrzeugs ohne ABS. Die sechs Besten nahmen Pokale mit nach Hause. Alle Teilnehmer erhielten eine besondere Plakette: Sie zeigt den Opel Blitz vor dem Auerbacher Schloss und dem Fürstenlager. moni